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Schlau durch kluge Gene
Die Sprache der DNA verstehen Wissenschaftler noch immer nicht wirklich
Für Kinder aus weniger gebildeten Schichten spielt es kaum eine Rolle, wie „genetisch schlau“ sie sind, weil sie ihr volles Potenzial oft nicht ausschöpfen können. Kinder, die im Alter von vier bis sechs Jahren auffallend niedrige Intelligenzquotienten hatten und dann von gebildeten Eltern adoptiert wurden, wiesen allerdings einige Jahre nach der Adoption deutlich höhere Intelligenzquotienten auf als vorher. Die Erziehung kann also durchaus eine wichtige Rolle spielen.
Der Genetiker Markus Hengstschläger glaubt zwar, dass sehr viele geistige Fähigkeiten von den Genen mitbestimmt werden, insgesamt hält er aber die Erziehung für entscheidend: „Der genetische Unterschied zwischen zwei Menschen ist viel geringer als der Unterschied, der aufgrund der Umwelt zwischen uns besteht. Wäre es anders, wäre genetische Verwandtschaft viel bestimmender.“
Wirkungsmechanismus noch unklar
Auch wenn das menschliche Erbgut heute gut erforscht ist und die Gene bekannt sind, die uns zu dem machen, was wir sind – ihre Funktionsweise verstehen wir noch lange nicht. Niemand kann den Mechanismus angeben, durch den simple Basenpaare der DNA-Doppelhelix sich auf komplexe Dinge wie Musikalität oder Gemütszustand auswirken. Die Funktionsweise des Gehirns und den Einfluss der Gene können Wissenschaftler nicht einfach erklären wie die Zahnräder einer Uhr. „Verhaltensmuster oder Talente werden wohl nie auf biochemischer Ebene erklärt werden können, dazu sind die Vorgänge in unserem Gehirn einfach zu kompliziert“, meint Markus Hengstschläger. Wir können die Buchstaben lesen, in denen unser genetischer Code gespeichert ist – die Sprache in der er geschrieben ist, verstehen wir noch lange nicht wirklich.
Eine CD voll Erbanlagen
Basenpaar für Basenpaar ist die Erbinformation auf der DNA abgespeichert, ähnlich wie die Folge von Nullen und Einsen, aus denen die Information auf einer Computerfestplatte zusammengesetzt ist. Die etwa drei Milliarden Basenpaare der menschlichen DNA entsprechen einer Speicherkapazität von ungefähr 715 Megabyte. Die gesamte Erbinformation, in der von der Anzahl unserer Zähne bis zur Struktur unserer Herzklappen alle angeborenen Eigenschaften gespeichert sind, würde also auf eine einzige CD passen. Der überwiegende Großteil dieser Datenmenge ist bei jedem Menschen gleich, unterschiedlich sind nur zirka 0,1 Prozent der Erbinformation. Die Datenmenge in unserer DNA, die tatsächlich den angeborenen Unterschied zwischen verschiedenen Menschen beschreibt, beträgt daher weniger als ein Megabyte.
Anerzogen und angeboren
Diese relativ kleine Datenmenge muss nun alle unsere angeborenen Eigenheiten abspeichert, von Hautfarbe über Körpergröße, bis hin zur Nasenform. Nun liegt die Frage nahe: Hat auf diesem knappen Megabyte, das einen Menschen von einem anderen Menschen unterscheidet, überhaupt noch Information über unsere Persönlichkeit, über unsere Talente und Vorlieben Platz? Komplexe Dinge, wie Intelligenz, musikalisches Talent oder Charakter kann doch nicht einfach in einigen wenigen Genen abgespeichert sein – oder vielleicht doch?
Solange die Wissenschaft die Gene nur lesen und statistisch untersuchen kann, ohne ihre Sprache wirklich zu verstehen und solange die genaue Funktionsweise unserer Gene nicht besser erforscht ist, werden solche Rätsel wohl kaum gelöst werden können. Was prägt uns mehr, das Angeborene oder das Anerzogene? Der berühmte Psychologe Donald Hebb antwortete darauf mit einer Gegenfrage: Was trägt mehr zum Flächeninhalt eines Rechtecks bei, die Länge oder die Breite? Präziser hat dieses Problem wohl bis heute niemand zusammengefasst.
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Quellen- und Lizenzangaben
[text], www.CHiLLi.cc, in Kooperation mit CHiLLi.cc[teaser-bild], www.naklar.at, Collage aus [3] und [4], GNU licence 1.2
[1], naklar.at, Collage aus [2],[3] und einem Einstein-Foto (public domain), Lizenz: CC share alike 1.0
[2], wikipedia.org, Lizenz: CC share alike 1.0
[3], Wikipedia.org, GNU licence 1.2
[4], flickr.com, Gaetan Lee, Lizenz: Creative Commons 2.0